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Bienensterben

Bienensterben


Colony Collapse Disorder

Als Colony Collapse Disorder (engl.; kurz CCD) bzw. Völkerkollaps bezeichnet man ein massives Bienensterben. Symptome sind das völlige Fehlen von Bienen nach dem Winter im Stock. Honig und Pollen sind dagegen noch vorhanden.


Ursachen

Varroamilbe

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist eine adult (erwachsen) nur ca. 1,6 Millimeter große Milbe, die sich bei der Honigbiene festbeißt. Die Milbe befällt zwar auch die adulte Biene, entwickelt und vermehrt sich aber in der verdeckelten Bienenbrut im Stock. Die Varroose, wie dieser Parasiten-Befall genannt wird, ist deshalb vor allem eine Krankheit der Brut. Da im Winterhalbjahr keine Brut aufgezogen wird, wechseln die Varroamilben in dieser Zeit notgedrungen auf die erwachsenen Bienen. Es wird vermutet, dass die Milben Viren übertragen oder die zugefügten Verletzungen Sekundärinfektionen begünstigen.
Varroamilbe

Die Drohnenbrut wird etwa 8,6-mal häufiger als die Arbeiterbienenbrut von der Varroa-Milbe befallen. Dies nutzen die Imker bei der Varroabekämpfung durch den Einsatz von sogenannten Drohnenrahmen. Während der Wachstumsphase des Bienenvolkes (Frühjahr bis Frühsommer) werden in die unterste Brutzarge einer Magazinbeute leere Rähmchen eingehängt, die von den Bienen vorzugsweise mit größeren Zellen ausgebaut werden, in denen sich nach der Eiablage durch die Königin Drohnenlarven entwickeln. Die bereits verdeckelte Drohnenbrut wird dann kurz vor dem Schlüpfen mitsamt den darauf ansitzenden Milben entfernt. Der zusätzliche Einsatz von organischen Säuren wie Milch-, Ameisen- oder Oxalsäure ist heute unumgänglich. Milchsäure verwendet man vorwiegend im Sommer zur Erstbehandlung von Jungvölkern (Ablegern); die Winterbehandlung mit Milchsäure ist möglich und sehr erfolgreich. Ameisensäure wird auf verschiedene Weisen nach der Honigernte in alle Völker eingebracht (z.B. Nassenheider Verdunster). Die Oxalsäure bringt man in der Regel im November oder Dezember in die Wabengassen der unteren Brutzarge ein. Diese drei Säuren oder ihre Salze kommen natürlicherweise im Stoffwechsel von Pflanzen und Tieren vor und sogar in manchen Honigsorten. Ebenfalls eingesetzt gegen die Milbe wird das ätherische Öl Thymol. Thymol kommt in den Zellwänden von Thymian vor und löst bei den Bienen den bei Befall erwünschten Putzreflex aus.


Unzureichende Trachtquellen

Untersuchungen zum Bienensterben haben ergeben, das viele der abgestorbenen Bienenvölker unter ernährungsbedingtem Stress gelitten haben, der bei gesunden, wohlgenährten Bienenvölkern nicht eintritt. Dieser Stress wird vor allem mit dem Fehlen ausreichender Trachtquellen über die gesamte Flugzeit der Bienen in Verbindung gebracht. Landschaften mit Monokulturen können die Bienenvölker nicht ausreichend ernähren. Auch die Verfütterung von Maissirup (englisch: high fructose corn syrup, HFCS) zur Ergänzung des vom Imker entnommen Honigs werden erwähnt. In Gebieten in denen keine ausreichenden Trachtquellen vorhanden sind wird die Anpflanzung von Blühstreifen empfohlen. Weiterhin ist eine Mahd von blütenreichen Extensiv-Grasland erst nach dem Verblühen sinnvoll.


Pestizide

Neueste Studien unterstreichen die gefährliche Wirkung von Neonicotinoiden. Das ist eine Gruppe gängiger Insektizide, die in großem Umfang in der konventionellen Landwirtschaft im Einsatz ist (z.B. gegen den Rapsglanzkäfer). Es wird berichtet dass das Gift die Orientierung der Bienen stört: Die Tiere finden den Weg zu ihrem Volk nicht mehr. Die Insektizide setzen außerdem allen anderen Insektenarten (z.B. Schmetterlingen) stark zu.

Experimentelle Untersuchungen an Hummelvölkern wurden mit dem Insektizid Imidacloprid durchgeführt. Die Dosis war jener ähnlich, der die Tiere in der Natur begegnen. In einer geschlossenen Umgebung verbrachten die Hummeln sechs Wochen lang unter natürlichen Bedingungen. Zu Beginn und am Ende des Experiments wogen die Forscher die Nester mit dem gesamten Inhalt: Hummeln, Wachs, Honig, Larven und Pollen. Die belasteten Kolonien waren im Durchschnitt acht bis zwölf Prozent kleiner als die Kontrollgruppe. Außerdem wurde festgestellt, dass die behandelten Hummeln etwa 85 Prozent weniger Königinnen hervorgebracht hatten.

Untersuchungen an Bienen mit dem Insektizid Thiamethoxam ergaben das die Bienen zwei- bis dreimal häufiger weit entfernt von ihrem Nest starben als die Tiere ohne Gift. Das Insektizid habe die Orientierung der Bienen gestört. Offenbar hatten die belasteten Bienen irgendwann eine Entfernung erreicht, von der aus es schwierig war, zurückzufinden.

Bei einem Bienensterben im Rheintal April/Mai 2008 konnte eindeutig der Nachweis erbracht werden, dass ausschließlich der Wirkstoff Clothianidin die Ursache war. Hierbei wurde damit gebeiztes Maissaatgut mit pneumatischen Einzelkornsägeräten ausgebracht, wobei sich die Abluft und Stäube weitläufig in der Gegend verbreiteten. Die sogenannte Todeszone, mit amtlich ermittelten 11.500 geschädigten Bienenvölkern, erstreckte sich im Rheintal von Lörrach bis Rastatt. Vereinzelt traten auch Schäden in anderen Gegenden Süddeutschlands auf. Es ist gut möglich, dass noch weitere Schäden auftraten, bzw. gemeldet wurden (Stand Juni 2008). Durch die systemische Wirkung des Insektizids kann auch noch eine verzögerte, zweite Schadenswelle auftreten, sobald der Mais blüht. Für die Honigbienen ist der Maispollen eine häufig angeflogene Futterquelle zur Aufzucht der Bienenbrut. Schließlich sind auch noch längerfristige Belastungen der Böden möglich. Je nach Witterungverlauf und Beschaffenheit kann z. B. bei Clothianidin in den oberen Bodenschichten eine Halbwertszeit von etwa 1 bis 3 Jahren auftreten.

Insektizide sind häufig auch für Menschen giftig. Sie können akut giftig, krebserregend, fort- pflanzungsschädigend, nervengiftig oder hormonell wirksam sein. Thiacloprid, ein Neonicotinoid, wird von der US-amerikanischen Umweltbehörde als wahrscheinlich krebs- erregend beim Menschen eingestuft. Ein hohes Risiko besteht für die Landwirte, die diese Pestizide einsetzen. Auch besonders empfindliche Personengruppen wie Kinder oder Schwangere sind überdurchschnittlich gefährdet. Die Gifte wurden in verschiedenen Lebensmitteln nachgewiesen: Clothianidin wurde in Gurken, Paprika, Gewürzen, Pfirsichen, Rucola, Salat, Tee und Tomaten gefunden. Imidacloprid und Metalxyl-M sowie Fludioxonil und Beta-Cyfluthrin wurden ebenfalls in Lebensmitteln nachgewiesen. Diese Pestizide gelangen über die Nahrung in den Körper.